Wir Menschen, heute und in der Zukunft, brauchen den Wald für ein gutes Leben. Deshalb ist sein Überleben unabdingbar. Die Komplexität der Waldökosysteme und der Umweltwandel bedeuten eine große Unsicherheit für unser Wirtschaften mit den Wäldern. Deshalb müssen wir vom Wald lernen und unser Handeln demütig anpassen. Jegliche Nutzung des Waldes muss dabei ethisch reflektiert und gerecht sein.
Nicht nur die bisherige Forstwirtschaft, sondern unsere gesamte Gesellschaft befindet sich in einer Multikrise. In einer Zeit wachsender Ansprüche an die Wälder leiden diese unter vielfältigen Belastungen. Allein die Klimakrise stellt das Wissen um den Wald, seine herkömmliche forstliche Nutzung und im schlimmsten Falle seine Existenz in Frage. Das Sozialökologische Waldmanagement bedeutet einen alternativen Umgang mit dem Wald, aber auch einen anderen Umgang mit Menschen, für die der Wald wichtig ist. Der Studiengang steht für eine andere Art und Weise ‚Wald zu lernen und zu lehren‘.
Wir begreifen Wälder als Ökosysteme, als haushaltende und Arbeit verrichtende Gefüge. Wälder sind komplexe Systeme, in denen Lebewesen nicht nur miteinander im Wettstreit stehen, sondern sich auch zu Überorganismen und “Über-Überorganismen” verbünden. Die vielfachen Wechselwirkungen zwischen den Systemkomponenten erzeugen überraschende, sogenannte emergente Eigenschaften. Aus diesen Eigenschaften entstehen Funktion, Arbeitsfähigkeit und Leistungen für uns Menschen. Wir verstehen dabei Menschen als Teil des globalen Ökosystems. In diesem System werden menschliche Existenzen von einer sehr großen Vielfalt von ökologischen Funktionen gesichert. Teile unserer menschlichen Gesellschaften, die sogenannten sozialen Systeme, treten mit lokalen oder regionalen Ökosystemen – darunter natürlich auch Wäldern – in intensive Wechselwirkung und bilden sozialökologische Systeme.
Wenn das menschliche Leben vom Funktionieren der Ökosysteme abhängt, sind gesunde Wälder ein Menschenrecht. Im 21. Jahrhundert bedeutet „Waldgerechtigkeit“, dass alle Menschen einen angemessenen Zugang zu den von Wäldern dargebrachten Ökosystemleistungen haben. Das betrifft nicht nur den lokalen Zugang zu Wald, sondern auch den Zugang z.B. zu regionaler und globaler Regulation von Klima- und Wasserhaushalt. Die Waldökonomie ist dann nicht länger allein forstbetriebswirtschaftliches Problem, sondern berührt auch gesellschaftsrelevante Fragen.
Gemeinsam suchen wir nach Antworten auf die dringlichen Fragen: Wie kann das Management von Wäldern dazu beitragen, dass sie gesünder und funktionstüchtiger werden? Was können wir vom Wald selbst lernen? Welche Bewirtschaftungsmodelle erlauben es, auch in der Klimakrise vom Wald zu leben, ohne ihn weiter zu schädigen? Welche sind die benötigten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für einen solchen neuen Umgang mit dem Wald? Wie können Waldbewirtschaftung und vielfältige Waldnutzungsformen zu einer sozialökologischen Transformation beitragen?
Unsere Studierenden haben Lust auf Wald und auf trans- und interdisziplinäres Wissen. Das Studium des Sozialökologischen Waldmanagements wird von innovativen neuen und etablierten Professuren gestaltet, die in ein Netzwerk von zivilgesellschaftlichen Institutionen, Praxispartner:innen und Waldeigentümer:innen eingebunden sind und von ihnen gefördert werden. Im Vordergrund des Lernens stehen ‚Erfahren und Begreifen‘. Die Studierenden erleben eine Vielzahl von sozialökologischen Wald-Systemen, vom Urwald bis zu schwer geschädigten Forstflächen und sind in der Lage, diese durch ihre interdisziplinäre Ausbildung zu verstehen und im Sinne einer sozialökologischen Transformation Vorschläge für ihre Gestaltung zu unterbreiten. Sie sind bereit, sich auf den Wald einzulassen und von ihm zu lernen. Gleichzeitig vermittelt das Studium Begeisterung für die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Zugänge. Unsere Partner:innen beteiligen sich an der angewandten Lehre und tragen aktiv dazu bei, dass sich die zukünftigen Absolvent:innen auf einem sich rasch wandelnden und diversen Arbeitsmarkt mit neuen Ideen etablieren und für die Wälder der Zukunft Verantwortung übernehmen.
Übersicht
Bachelorstudiengang
Fachbereich
Gemeinsame Kommission Sozialökologisches Waldmanagement
Abschluss
Bachelor of Science
Regelstudienzeit
sechs Semester
Ansprechpartner*in
Christoph Nowicki
03334 657-164
christoph.nowicki@hnee.de